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Auf geht´s alter Schwede…

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    Auf geht´s alter Schwede…

    Vor rund 2 ½ Jahren habe ich in meinem Thread „Kein alter Schwede" über die Geschichte des Models HUSQVARNA M/07 berichtet. Eine Pistole, die 1907 als Ordonanzwaffe in die schwedische Armee eingeführt wurde. Vorerst waren es original FN 1903 Modelle, später dann (ab 1917) in Lizenzbau hergestellte Pistolen von Husqvarna. Die letzten Modelle verließen die schwedische Armee erst Anfang der 1980er Jahre (Bild 1).

    Bei meinen persönlichen Schusstests begleitete mich diesmal die Pistole:
    HUSQVARNA M/07; Kaliber 9mm Browning Long; Baujahr 1917

    Ein Schusstest auf den ich mich besonders freue, da die Waffe schon seit 2004 in meinem Besitz ist und ich mich, bis zum Erwerb der Munition, lediglich auf das zerlegen der Waffe beschränken musste.

    Auch bin ich gespannt auf die Leistung der Patrone, deren offizielle Herstellung von 1903-ca.1950 stattfand. Das Kaliber, bzw. die Bezeichnung der Patrone hat schon einen mystischen Klang…. 9mm Browning Long… nie gesehen, selten noch käuflich, fast vergessen, still verschwunden in den Jahren der Entwicklung weiterer Leistungsstarker 9mm Munition für Pistolen.

    Dabei sind die Leistungsdaten der Patrone 9mm Browning Long erstaunlicher Weise recht gut. Bei einer Vo von 335 m/s und einer Eo von 405 Joule mit 110gr. Geschoss steht sie im oberen Drittel einiger der gängigsten, handelsüblichen, Pistolenpatronen im Kaliber 9mm (Bild 2).

    9mm Br Long : Vo 335 m/s, Eo 405 J
    9mm Luger : Vo 365 m/s, Eo 533 J
    9mm Makarow : Vo 315 m/s, Eo 300 J
    9mm Ultra : Vo 325 m/s, Eo 344 J
    9mm kurz : Vo 300 m/s, Eo 260 J

    Im Direkten Vergleich mit der Patrone 9mm Luger zeigt sie neben der größeren Hülsenlänge noch einige andere Unterschiede auf. Unter anderem die Geschossdiameter Toleranz der Browning Patrone oder der leicht über den Hülsenkörper hinausragende Patronenboden, obwohl es sich ja eigentlich um eine Patrone für eine Selbstladewaffe handelt. Es wirkt auf den ersten Blick wie der Patronenboden der .45 Auto Rim für Revolver im Kaliber .45ACP. Ein Grund dafür könnte ihre Verwendung auch aus Maschinenpistolen sein (Bild 3).

    Der ohnehin gute Verschlussgang der M/07 wird auch durch das Zuführen einer Patrone aus dem Magazin nicht beeinträchtigt.

    Technische Daten der Pistole M/07:
    Kaliber : 9mm Browning Long
    Lauflänge : 127mm
    Gewicht : 910gr.
    Gesamtlänge : 205mm
    Gesamthöhe : 122mm
    Gesamtbreite : 38mm
    Magazinkapazität : 7 Patronen

    Die Pistole die als Rückstoßlader mit Masseverschluss konstruiert wurde, verfügt mit rund 1000gr. Gesamtgewicht über eine stattliche Handlage. Der Griffwinkel und die Grifflänge sind aber nicht für große Hände bestimmt. Mit einer leichten Kopflastigkeit lässt sie sich dennoch gut im Ziel halten.

    Ausgestattet mit einem 7 Schuss Magazin bilden die Visiereinrichtung, das abgerundete Verschlussoberteil und die Laufbuchse genetischen Vorläufer des Colt´s 1911. Ebenfalls weist die Handballensicherung, die allerdings nur im gespannten Zustand aktiviert ist, weiteres Erbgut auf….(Bild 4 a-d).

    Nunden, es muss erst mal ein Anfang gemacht werden und erlaubt ist, was gelingt. Und gelungen war die FN 1903 (Pistol M/07) zu seiner Zeit, dass steht wohl außer Frage.

    Für mich ist es immer wieder interessant ein solches Fossil zu schießen. Verwöhnt durch die Waffen der Moderne, liegt der Reiz wohl im Alter der Waffe und der damit verbundenen, meist im Laufe der Jahrzehnte etwas verwaschenen, Mythen.

    Für den Schusstest verwendete ich folgende Muntion:
    Fabrikmunition Norma, 9mm Browning Long, 110grain Geschoss
    (Inzwischen aber haben einige Munitionshersteller diese Munition wieder im Lieferprogramm….Gott sei Dank…(Bild 5)).

    Der Schusstest für die Pistole sah wie folgt aus:
    Entfernung 1mtr.
    5 Schuss durchs Messgerät
    Vo : 322m/s / Eo 373Joule (Durchschnittswert)

    Entfernung 15mtr.
    5 Schuss zum ermitteln der Treffpunktlage
    Treffpunktlage 6 hoch rechts
    (aus ursprünglich 5 geplanten Schuss wurden 15 Schuss).

    Entfernung 15mtr.
    10 Schuss nach ermittelten Haltepunkt

    Entfernung 15mtr.
    10 Schuss auf die Duellscheibe im 20 Sekunden Modus

    Auswertung der Pistole M/07:
    + Gewicht und Rückschlagenergie sind ausgewogen
    - Schleppender Abzug mit schlecht spürbarem Auslösepunkt
    - starre (paradoxe), nicht markierte Visierung, die ein präzises Zielauffassen nicht zulässt
    - mäßige Handlage im Schuss, Griff aber etwas zu klein für große Hände
    + Laden des Magazins erweist sich als leicht
    + Keine Probleme mit der verwendeten 9mm Munition

    Gesamtpunktzahl von 6:
    M/07 = 3

    Persönliches Fazit:
    Nachdem ein unglaublicher Funkenregen nach dem ersten Schuss durch das Messgerät über mich erging, war ich doch sehr überrascht wie viel Power die 9mm Browning long in sich hat. Auch wenn das Messergebnis nicht ganz den Standardwert erreicht hat, so war der Rückschlag schon recht ordentlich. Nicht zu vergleichen mit der .45Patrone. Aber ähnlich bissig gleich der 9mm Luger.

    Im Verlaufe des Schusstests verfärbte sich die Haut meiner Hände in so ziemlich alle bekannten Grautöne. Der Schmauch trat bei jedem Schuss aus allen Poren der Pistole in die meinigen…

    Das Laden des Magazins und das Spannen der Waffe erwiesen sich als äußerst Bedienerfreundlich und es gab keine Zuführungsstörungen.

    Dennoch machte mir die Visierung echte Schwierigkeiten. Sie ist so fein, dass ich mich ernsthaft fragte, was will der Schütze mit dieser Waffe treffen?! Nur unter zur Hilfenahme meiner Lesebrille brachte ich mich in die Lage zumindest etwas von Kimme und Korn zu erkennen. Das war auch der Grund, noch eine Duellsequenz anzuhängen.

    Bei der Auswertung zeigte sich dann das Paradoxon dieser Visierung, und ich hatte nun den eigentlichen Sinn der Waffe verstanden… (Bild 6 & 7).

    Unter dem Strich ist es schon eine brauchbare Waffe, deren lange Zeit in der schwedischen Armee ihre Berechtigung hatte. Es war ein interessanter Test, der mir wieder mal einen Einblick in die Anfänge der 9mm Pistolen verschaffte (Bild 8).
    Angehängte Dateien
    Gruss
    J.W.
    Irgendwann wirst Du feststellen, dass es etwas nicht mehr gibt obwohl es doch immer da war...
    und das nur, weil DU nicht dafuer gekaempft hast.
    s.o.d.

    #2
    Wie immer exzellent... Danke John!

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      #3
      Der Streukreis auf die Duellscheibe ist ja um einiges besser! Vielleicht musst du nur weniger denken und schneller schießen
      Wie immer sehr interresanter Bericht!
      .22LfB; .22 WMR; 9x19; 40S&W; .357 Magnum; 5,56x45; 7,5x55; 7,62x51; 7,62x54R; 30-06; 308 Norma Mag; 8x57IS; 8x68S; 16/70; 12/76

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        #4
        Lange vor meiner Kurzsichtigkeit und der späteren Altersweitsichtigkeit konnte ich eine M07 eines Vereinskollegen regelmäßig schießen.
        Er hatte die Patrone moderat wiedergeladen und, wenn man sich an die zierliche Visierung gewöhnt hatte, konnte man durchaus wettkampftaugliche Präzisionsergebnisse erreichen. Leider hat sie mir im Duellmodus nie wirklich gelegen, von John's Duellergebnis kann ich (auch mit modernen Waffen) nur träumen.
        Alles in allem eine gelungene, zuverlässige Militärpistole, die sich sicherlich kostengünstig (Masseverschluß) herstellen ließ und sich hinter modernen Vettern nicht zu verstecken braucht.
        Einzig die Verfügbarkeit der Munition ist für den Nicht-Wiederlader ein schwerwiegendes Handicap, weshalb man diese Pistole, die es vor Jahren bei Frankonia um 250 DM zu kaufen gab, nicht häufig zu sehen bekommt.
        Definitiv ein "must have" für die Anti-Plastik-Fraktion. (Sorry, Michael... )
        Sie sind unbewaffnet! Das ist gegen die Vorschrift! !(Aeryn Sun zu John Crichton in Farscape)

        Nichts ist gut in Afghanistan! (Margot Käßmann, Heiligabend 2009
        , aktueller denn je)

        I like the shiny steel and the polished wood ! (Steve Lee: I Like Guns)

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          #5
          Hi Folks,

          @Michael
          Vielen Dank.

          Zitat von wozzi Beitrag anzeigen
          Wie immer exzellent... Danke John!
          @wozzi
          Vielen Dank.
          Immer wieder gerne

          Zitat von Philippe
          Spannend wie immer! Eigentlich wollte ich die Berichte von J.W. nicht mehr lesen, weil eine latente Ansteckungsgefahr besteht. Der Wille war stark, aber das Fleisch oh so schwach.
          @Philippe
          Vielen Dank.
          Ich wollte eigentlich keine Berichte mehr schreiben…aber ich lese die selbst immer so gerne...
          Ich vermute ebenfalls eine gewisse Zweiwegigkeit hinter dem Halbrand.

          Zitat von Sandmann Beitrag anzeigen
          ...Vielleicht musst du nur weniger denken und schneller schießen ....
          @Sandmann
          Vielen Dank.
          Wo Du recht hast, hast Du recht….das glaube ich nämlich manchmal auch…


          Zitat von Gunner Beitrag anzeigen
          Lange vor meiner Kurzsichtigkeit und der späteren Altersweitsichtigkeit konnte ich eine M07 eines Vereinskollegen regelmäßig schießen.
          Er hatte die Patrone moderat wiedergeladen und, wenn man sich an die zierliche Visierung gewöhnt hatte, konnte man durchaus wettkampftaugliche Präzisionsergebnisse erreichen.....Definitiv ein "must have" für die Anti-Plastik-Fraktion. (Sorry, Michael... )
          @Gunner
          Vielen Dank.
          Die Patronen die ich verwendet habe waren echt knackig. Wie gesagt, ein wahrer Funkenregen ging auf mich hernieder.

          Die Duellscheibe habe ich doch auf nur 15mtr. geschossen. Das ist nun wirklich keine Kunst…(meine ich).

          Unter dem Strich sehe ich es auch so. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich eine 1903 oder M/07 kaufen. Es ist eine robuste Waffe, mit viel Geschichte und Technik, für wenig Geld. Patronen gibt es immer mal wieder zu kaufen.
          Gruss
          J.W.
          Irgendwann wirst Du feststellen, dass es etwas nicht mehr gibt obwohl es doch immer da war...
          und das nur, weil DU nicht dafuer gekaempft hast.
          s.o.d.

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